Die in Speyer als Viadukt oder Schipka-Pass bekannte Brücke überspannt seit 1890 die Gleise der Bahn. Zu Beginn hatte sie die Aufgabe, die kleine Siedlung Burgfeld mit der Innenstadt zu verbinden. Insbesondere durch das starke Wachstum der Stadt nach dem 2. Weltkrieg wurde diese Wegeverbindung immer wichtiger und ist heute kaum wegzudenken, obwohl es seit 1939 die Brücke in der Oberen Langgasse und seit 1981 die Schneckennudelbrücke direkt am Hauptbahnhof gibt.
Im Jahr 2003 wurde die Brücke im Rahmen der Elektrifizierung der Gleise 1 und 2 zur Einführung der S-Bahn erhöht und schon einmal instandgesetzt. Rückblickend war die Instandsetzung nur mäßig erfolgreich, sodass sich der Gesamtzustand seit damals eher verschlechtert hat.
2018 wurde die Brücke schließlich durch die Landesdenkmalpflege begutachtet. Diese stellte fest, „dass die in ihrer Art seltene, um 1890 als feingliedrige Stahlkonstruktion errichtete Brücke, ein Kulturdenkmal von hohem ingenieurbaugeschichtlichem und städtebaulichem Stellenwert darstellt“ (Dieter Krienke, GDKE RLP, 2018).
Heute weist die Brücke eine Fülle von unterschiedlichen Mängel und Schäden auf. Um die Standsicherheit auch weiterhin gewährleisten zu können, muss die Brücke daher dringend instand gesetzt werden.
Nach dem Abbau der Brücke Anfang März 2021 wurden die Bauwerksteile auf einem Lagerplatz genauer untersucht. Leider konnten erst dann alle Bauteile genau unter die Lupe genommen werden. Dabei stellte sich heraus, dass die Brücke in deutlich schlechterem Zustand ist, als es vorher zu vermuten war.
Im Sommer 2021 wurden nochmals alle Bauteile eingehend in Augenschein genommen und durch einen Statiker auf ihre Tragfähigkeit untersucht. Daraus konnte ein neues Instandsetzungskonzept erarbeitet werden. Dabei müssen viele Bauteile der Brücke vollständig ersetzt werden. So erfordern Loch- und Flächenfraß, Walz- und Konstruktionsfehler, irreparable plastische Verformungen, Rostschäden und die erforderliche Erneuerung der Querträger sowie der Bodenbeläge umfangreiche Instandsetzungsarbeiten. Dieses Konzept wurde im Jahr 2022 mit den entsprechenden Denkmalbehörden und danach mit den Fördermittelgebern besprochen. Am 10.05.2023 erfolgte im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion der letzte Sachstandsbericht zum Viadukt.
Demnach nahm die Tiefbauabteilung einen Vergleich zwischen einer Instandsetzung und einem Ersatzneubau vor. Hierzu mussten, insbesondere mit den Grundstückseigentümern, die Rahmenbedingungen geklärt werden. Ebenso musste mit dem Fördermittelgeber geklärt werden, ob ggf. weitere Möglichkeiten der Förderung bestehen und wie diese für einen Ersatzneubau aussehen könnten. Im nächsten Schritt erfolgte die Abschätzung der Neubaukosten. Aus Sicht der Tiefbauabteilung war aber eine „echte“ Wirtschaftlichkeitsberechnung, zu der z.B. auch die Kapitalisierung der zukünftigen Unterhaltungskosten gehören würde, nicht aussagefähig, da die besondere Situation eines denkmalgeschützten Bauwerkes nicht in Zahlen gefasst werden kann. Um einen unsachgemäßen Vergleich zu verhindern, wurden daher nur die Kosten der Instandsetzung den Investitionskosten eines Ersatzneubaus gegenübergestellt.
So liegen die geschätzten Instandsetzungskosten bei ca. 4,4 Mio. €. Hiervon werden 2,0 Mio. € vom Land bezuschusst. Demnach muss die Stadt Speyer noch Mittel in Höhe von 2,4 Mio. € aufbringen. Dagegen würden die Kosten eines Ersatzneubaus bei ca. 5,8 Mio. € liegen. Diese müssten, da hier keine entsprechende Förderkulisse besteht, alleine von der Stadt getragen werden. Die im Falle der Instandsetzung zu erwartende weitere Nutzungsdauer der Brücke beträgt ca. 30 Jahre. Seitens der Tiefbauabteilung wird in der Gesamtheit aller Aspekte eine Instandsetzung empfohlen.
Im Sommer 2023 entschieden die Gremien der Stadt Speyer über den Fortgang: Vorgeschaltet im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion am 12.07.2023, und anschließend im Stadtrat am 20.07.2023 wurde eine Grundsatzentscheidung über Instandsetzung oder Ersatzneubau getroffen. Gemäß Stadtratsbeschluss wird eine Instandsetzung erfolgen. Die notwendigen Finanzmittel wurden im Haushaltsjahr 2024 veranschlagt.
Zur Instandsetzung wurde der folgende Zeitplan aufgestellt:
- Erstellen der Ausführungsplanung und Werkstattpläne. Prüfung und Freigabe der Planung durch Denkmalpflege, Prüfstatiker und falls erforderlich Deutsche Bahn. Hierfür ist der Zeitraum von Oktober 2023 bis Mai 2024 erforderlich.
- Instandsetzung der Brückenteile ab Juni 2024 bis November 2024. Umbau sowie Instandsetzung der Widerlager und der Stützenfundamente von Oktober 2024 bis März 2025.
- Wiederaufbau der Brücke im April 2025.
Bei Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen unter den angegebenen Kontaktdaten gerne zur Verfügung.
Eindrücke vom Abbau der Brücke am 9. und 10. März 2021: