Im wildromantischen Garten am Bach waren im Rahmen des Grynen Bandes bis Ende September Skulpturen von Robert Koenig zu sehen; eine Reminiszenz an die große „Odyssey“- Skulpturenschau, die 2017 Teil des Speyerer Stadtbildes war. Die Skulpturen sind 2,50 m groß, haben individuelle Gesichtsausdrücke, aber alle die gleiche Körperhaltung. Sie stellen Erniedrigte dar, deren Würde durch die skulpturale Übergröße symbolisch erhöht wird. Sie erinnern an Flucht, Vertreibung, Heimatlosigkeit und Entwurzelung. Der Künstler selbst nennt sie „Wächter der Erinnerung“. Am Riegel werden sie zu stillen Zeugen der Speyerer Stadtgeschichte. Fast könnte man denken, Koenig hätte sie für diesen Garten geschaffen.
Zur Geschichte dieses bedeutsamen Ortes lässt sich Folgendes sagen: Im Mittelalter gab es zwei Stadtmauerbögen über den Speyerbach, den Hasenpfühler Riegel, auch oberer Speyerbachriegel genannt, und den unteren Bachriegel. An beiden Enden der Vorstadt griff die Stadtmauer mit Riegelbauten über den Bach. Der Name „Hasenpfühler Riegel“ verlor sich jedoch im letzten Jahrhundert, nachdem mit der Beseitigung des unteren Riegels eine Unterscheidung der beiden Bögen nicht mehr nötig war. So beschreibt Karl Rudolf Müller in seinem umfassenden Kompendium „Die Mauern der Freien Reichstadt Speyer“ die Situation.
Der Name „Riegel“ erklärt sich aus der Sperraufgabe, der diesem Bachdurchlass zukam. Auf zwei großen Bögen überquerte der Wehrgang der mittelalterlichen Stadtmauer den Bach. Holzgatter verriegelten die beiden Öffnungen, die heute noch deutlich erkennbar sind; eine kleine Gatterlücke im westlichen Bogen ließ Kähne durch und geflöstes Holz, wobei der östliche Bogen verlandete und später zugemauert wurde. Das alles verraten die alten Mauern im Garten am Riegel, wenn man ein Auge dafür hat.
Der schmale, lange Garten ist geprägt durch besondere Baumarten. Ein sehr alter, großer Apfelbaum, ein rosa blühender Judasbaum und ein Amberbaum, der sich im Herbst wunderbar verfärbt, wachsen an der schattigen Mauer. Vor dem Hintergrund der alten Stadtmauer entfalten die Bäume und auch die Skulpturen von Robert Koenig ihre volle Eleganz und Würde. Unterpflanzt sind sie mit Rosen, Hortensien und der „Fetten Henne“. Gerade letztere kommt mit den trockenen Böden dort gut zurecht. Es gibt nämlich keinen Wasseranschluss im Garten am Riegel. An der Mauer zum Bachufer steht ein Blecheimer, an einem langen Seil befestigt. Die dort tätigen Gärtner*innen müssen das Wasser nach alter Manier aus dem Speyerbach schöpfen.
Der Garten am Riegel war nur im Rahmen von Führungen der Tourist-Information zugänglich.