Die „Neue Darmstädter Sezession“ wurde 1919 gegründet und entwickelte eine reiche Tradition. Künstler wie Max Beckmann, Willi Baumeister sowie Wilhelm Loth waren hier Mitglied. Heute ist sie eine der wenigen künstlerischen Sezessionen in Deutschland, die noch aktiv sind.
„Wir freuen uns sehr, mit der Speyerer Schau repräsentativ einen wichtigen Strang künstlerischer Arbeit in der Künstlervereinigung darstellen zu können“, erklärt Kulturbürgermeisterin Monika Kabs. „Die Ausstellung dokumentiert eine Entwicklung, die sich auf die ursprünglichen Maximen der Solidarität wie der gegenseitigen Unterstützung fokussiert und die Mitglieder dazu ermutigt, jenseits einer zentralistisch organisierten Gruppe, Aktivitäten selbst in die Hand zu nehmen und Ausstellungen durchzuführen.“ Diese Prozesse des Veröffentlichens der Ergebnisse künstlerischer Arbeit werden durch die Möglichkeiten der Digitalisierung, der neuen Medien sowie der damit einhergehenden Vernetzung erleichtert und entscheidend befördert. Insofern sieht sich die Sezession als lebendige Künstler*innenvereinigung am Puls der Zeit mit einer vielversprechenden Perspektive für die Zukunft.
Die Ausstellung versammelt Werke, deren Formulierungsansätze in der künstlerischen Entwicklung der Moderne und Postmoderne verankert sind. Jede gezeigte Position stellt eine individuelle Entwicklung dar, die den ursprünglichen Gestaltungansatz aufgreift und im freien Umgang damit in eine unverwechselbare eigene Ausdrucksform münden lässt.
Bei Till Augustin findet sich der Gedanke des Readymade in eine großformatige Stahlseilskulptur umgesetzt. Georg Hüter geht von einer im Steinbruch vorgefundenen Basaltsäule aus und schneidet präzise konstruktivistisch Raumfragmente in den gewachsenen Stein. Die Gestik des abstrakten Expressionismus wird von Barbara Eitel, Kurt Wilhelm Hofmann und Frank Schylla aktualisiert. Streng gebaute Bilder, wie sie im Konstruktivismus, Hardedge und malerischen Minimalismus vorgetragen wurden, sind von Friederike Walter, Marita Damkröger, Gloria Brand. Im Skulpturalen findet sich diese Haltung in den Wandarbeiten von Willes Meinhard, dem Tor von Vera Röhm, den Steinen von Jens Trimpin und den Stahlskulpturen von Matthias Will. Aber auch Edgar Diehl greift Aspekte dieser Konzepte auf, um sie mit einer Untersuchung von Farbzusammenhängen und -werten zu kombinieren. Den freien Umgang mit den Gestaltungsansätzen des 20. Jahrhunderts stellen die „allover“ Zeichnungen Werner Neuwirths, die subtile Strukturbildungen in Kontrast zu ausgesparten hellen Bildbahnen setzen, und die Bilder von Gerd Winter, in denen streng vertikale Flächenanordnung wie gestischer Vortrag den Rahmen für eine intensive Auseinandersetzung mit den essenziellen malerischen Themen bilden, dar.
Die Prinzipien der kinetischen Plastik, wie von dem Bauhauskünstler Moholy Nagy erstmals realisiert, erscheinen in den Arbeiten von Siegfried Kreitner und des Künstler*innenduos Carolin Liebl/Nikolas Schmid-Pfähler. Nikolaus Heyduck hingegen schafft mit „Paradise“ eine akustische Rauminstallation, die genreübergreifend mit den Grenzen des Plastischen spielt. Ebenso mit den Grenzen zwischen Nichtgegenständlichkeit und Gegenständlichkeit jongliert Waltraud Munz-Heiliger in ihren Beton-Stahl-Blech-Skulpturen.
Öffnungszeiten und Ausstellungsdauer
Die offizielle Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 21. Juli 2023, um 18 Uhr statt. Bei freiem Eintritt kann die Ausstellung jeweils donnerstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr besucht werden. Die Ausstellung endet am Sonntag, 3. September 2023.
Anlässlich der Ausstellung „Spektrum Konkret“ veröffentlicht die Künstlervereinigung einen 48-seitigen Katalog, der 20 Positionen der Darmstädter Sezession umfasst. Er ist während der Ausstellungslaufzeit im Foyer des Kulturhof Flachsgasse zum Preis von 5 Euro erhältlich.
Medieninformation der Stadt Speyer vom 07. Juli 2023