Die Städtepartnerschaft zwischen Speyer und Ravenna wurde 1989 besiegelt. Hilfreich bei den Verbindungen waren die guten Kontakte zu Chartres, denn zwischen der französischen und der italienischen Stadt bestand bereits seit 1957 eine Partnerschaft.
Ravenna liegt im Osten der italienischen Region Emilia Romagna, südlich von Venedig und östlich von Bologna. Das Meer und die großen touristischen Zentren der Adriaküste sind nur wenige Kilometer entfernt.
Ravenna ist ein geschichtsträchtiger Ort: Seine Ursprünge verlieren sich in der Vergangenheit; man nimmt an, dass es zuerst von Umbriern bewohnt war und dann von den Etruskern besetzt. Im 2. Jahrhundert vor Christus wurde es zu einer römischen Stadt. Die Lage Ravennas an einer Lagune mit etlichen vorgelagerten Inseln prädestinierte es zum Ausbau als Hafen.
Kaiser Augustus wählte die Stadt als Sitz der Flotte des Imperium Romanum für das östliche Mittelmeer und ließ den großen Kriegshafen von Classe erbauen.
Die bedeutendste Epoche Ravennas währte zwar nur etwa 200 Jahre und ist in der späten Antike anzusiedeln. Aber sie bescherte uns Zeugnisse von unvergleichlicher Pracht, vor allem auf dem Gebiet der byzantinischen Mosaikkunst. Im Jahre 402 wurde Ravenna Hauptstadt des westlichen Kaiserreiches. Honorius, durch den Einfall der Barbaren in Sorge, überführte seinen Hofstaat in die gut befestigte Stadt an der Adria.
476 endete das weströmische Kaiserreich, und der Barbarenkönig Odoaker erwarb den Titel des Königs von Italien. 493 wurde Ravenna von dem Gotenkönig Theoderich besetzt, der die Stadt länger als 30 Jahre regierte und sie um hervorragende Monumente bereicherte. Da er arianischen Glaubens war - ein nach dem Konzil von Nicäa als Ketzerei eingestuftes christliches Bekenntnis - ließ er mehrere Kirchen erbauen, darunter das heute noch existierende Baptisterium der Arianer und die Kirche von Sant′ Apollinare Nuovo. Seine letzte Ruhestätte, das Theoderich-Mausoleum, zählt zu den monumentalsten Grablegen, die bis in die heutige Zeit erhalten sind.
540 hielt in Ravenna das byzantinische Heer Einzug und beendete das gotische Reich. Die Stadt geriet unter den Einfluss des byzantinischen Kaisers Justinian, der den großen Wunsch einer politischen und kulturellen Vereinigung von Orient und Okzident hegte. Erneut brach eine glanzvolle Zeit in Ravenna an, von der Kirchenbauten wie San Vitale Zeugnis ablegen.
Aber der Traum Justinians war zum Scheitern verurteilt, und Ravenna begann, langsam und unaufhaltsam zu verfallen. In der wechselvollen mittelalterlichen Geschichte Italiens stand die Stadt auf verschiedenen Seiten und unter verschiedenen Herrschaften: Erst die Langobarden, ab dem 15. Jahrhundert dann die Republik von Venedig, später die gesamte Romagna als Teil des päpstlichen Kirchenstaates.
Dante Alighieri fand 1318 beim ravennatischen Herrscher Guido Novella da Polenta Asyl und vollendete dort die Göttliche Komödie bevor er 1321 verstarb. Die Tomba di Dante, Dantes Grabmal, mitten in der Altstadt zeugt heute noch davon.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Ravenna schwer beschädigt. Der Wiederaufbau gelang, inzwischen hat sich die Stadt zu einem Industriezentrum von nationaler Bedeutung entwickelt. Sie besitzt den zweitgrößten Hafen Italiens, der nicht nur dem Handel dient, mittlerweile legen dort auch große Kreuzfahrtschiffe an.
In Ravenna werden aber auch die zeitgenössischen Künste gepflegt: jedes Jahr im Sommer findet eines der ambitioniertesten Musikfestivals der Welt, das Ravenna Festival, statt. Ravenna verfügt außerdem über ein beachtliches Kunstmuseum, das MAR, mit sehenswerten jährlich wechselnden Ausstellungen.
Wer es lieber sportlich mag, Volleyball, Fechten, Kajak und Rudern sind Sportarten, denen in Ravenna große Bedeutung zufällt, brachten sie doch schon zahlreiche Olympia- und Weltmeistertitel ein. Noch immer aber gilt Ravenna als Stadt der Mosaiken. Die traditionelle Kunst wird in vielen Handwerksstätten und auch in einer Kunstschule an kommende Generationen weitergegeben.
Aber natürlich ist Ravenna auch eine hervorragende Botschafterin italienischer Lebensart: mit den Weinen, die in der Umgebung wachsen, allen voran der Sangiovese, den kulinarischen Spezialitäten, wie Cappelletti und Piadina. Auf der Piazza del Popolo lässt es sich gut in einem Café verweilen und die Geschäfte im Zentrum sind allemal einen Besuch wert, sei es um Mode, Schuhe oder traditionelle Handwerkskunst in Form von Mosaiken oder Stoffdrucken zu erwerben.