Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?
Es ist an vielen Stellen im Leben langweilig. Es gibt nur wenig am Leben zu erleben und es fällt mir schwer in dieser Zeit kreativ zu sein, obwohl man endlich mal wieder Zeit dafür hätte neue Songs und Texte zu schreiben. Feiern, Freunde treffen, Nächte durchmachen bei lauter Musik und guten Unterhaltungen, etwas wild zu sein, das fehlt mir für diesen Teil meines Lebens doch sehr. Leider passiert bei mir eher das Gegenteil. Auch weil wir mit der Band nicht proben können, wenn man sich an die Regeln hält und doch einen Proberaum bezahlen muss, wenn man ihn halten will, um irgendwann, wenn das Proben wieder erlaubt ist, überhaupt einen zu haben. Denn dafür sind die Wartezeiten lang und die Preise hoch geworden, seit wir im I-Hof nicht mehr sein können.
Mein Alltag als Head Coach des einzigen Football-Teams in der Vorderpfalz, der Haßloch 8-Balls, ist ebenfalls völlig verändert. Rund 60 Spieler aus der Ferne mit dem Trainerteam in Konditionstraining und Online-Theorie-Inhalten auf Vordermann zu bringen und ready zu sein, sollte es plötzlich losgehen, dass wir trainieren und eine Saison planen können, ist eine Herausforderung für alle, die wir bisher gut hinbekommen.
Trotzdem gibt es auch viele Tage, an denen ich die Ruhe genieße und viel Zeit mit meiner Frau zu Hause habe, die sehr schön ist. An dieser Stelle im Leben ist es wiederum gut mehr Zeit füreinander zu haben, die sonst ab und an etwas zu kurz kommt.
Bei meinem festen Arbeitsplatz können wir glücklicherweise viel von zu Hause aus arbeiten, wofür ich dankbar bin. Mein Arbeitgeber hat schon früh erkannt, dass das Virus nicht halt vor der Arbeitswelt macht und es hier genauso wichtig ist so viele Kontakte zu reduzieren wie möglich. Aber auch das ist eine starke Veränderung im Alltag und hat auch Nachteile.
Alles in allem sind sozusagen alle Bereiche etwas auf den Kopf gestellt.
Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?
Da ich einen ganz normalen festen Job habe, bei dem ich mein Einkommen habe, mit dem ich auch die Bereiche Musik und Sport mitfinanzieren kann, trifft das auf mich nicht zu.
Dennoch glaube ich, dass bei vielen in den erwähnten Branchen, aber auch in anderen Bereichen wie Tattoostudios z.B., wo ich es mitbekommen habe, keine oder viel zu wenig Hilfe ankommt. Auf der anderen Seite bekamen und bekommen große Konzerne enorme Hilfssummen nach den "Formeln" der Hilfspakete ausgezahlt, denkt man z.B. an Fast Food Ketten, die durchaus weiterhin am Schalter verkaufen. Das "funktioniert für mich" also in dem Sinne nicht, als dass ich es für zu wenig gut durchdachte Pakete halte oder eben, man wollte es genau so, wie das Ergebnis davon sich nun "auszahlt".
Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?
Es werden noch mehr kleine Clubs sterben als ohnehin schon. Es wird noch weniger Diversität in der Musik geben als ohnehin schon. Es wird noch mehr hin zu Großveranstaltungen gehen. Zwischen nicht kommerziellen Länden wie z.B. dem Eckpunkt in Speyer und großen Veranstaltungslocations wird eine noch größere Lücke entstehen. Ich kann nur hoffen, dass es trotzdem so viele Läden wie möglich wie z.B. der Flaming Star in Speyer sowie Bars und Kneipen schaffen zu überleben. Ich habe aber Angst, dass genau die, die ich am meisten mag, am ehesten sterben könnten. Staatliche Kultureinrichtungen wie manch ein Theater oder eine Oper wird eben zu großen Teilen vom Staat finanziert. Da, wo sich aber viele andere Menschen kulturell zu Hause fühlen, ist das nun mal nicht so. Das heißt nicht, dass ich was gegen Theater oder Oper habe, sondern, dass meine Sympathie anderen m.E. wertvolle "Kultureinrichtungen" gilt, die mich mehr betreffen und wo es solche Zuwendungen in dieser Form nicht gibt.
Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?
Tja, eigentlich hat die aktuelle Bundesregierung in den meisten Teilen meine Erwartung an sie erfüllt. Leider. Anfangs klangen die Versprechungen zwar gut, aber das Ergebnis war dann doch, wie es immer zu sein scheint. Große Konzerne sahnen am meisten ab, zahlen gleichzeitig am wenigsten Steuern und so manch große Firma ohne Rücklagen wird mit sehr viel Geld vom Staat gerettet. Bei manchen Branchen und manchen kleinen Firmen scheint auch was angekommen zu sein. Zumindest von der ersten Hilfe für März 2020 weiß ich das. Eine große Masse der "Einzelkämpfer", Solo-Selbstständigen, kleine Firmen, Läden und damit Menschen, werden nicht ausreichend mit den Hilfen bedacht.
Was ich aber von den Menschen erwarte oder erhoffe ist, dass sie in Zukunft daran denken, wie viel wertvoller eine sozial gerechtere Politik sein könnte als eine Politik, die auf große Wirtschaftskonzerne ausgerichtet ist. Und sollten sich die Menschen dazu entschließen das zu berücksichtigen, dann erwarte ich von einer anders gewählten Politik Veränderungen.