Vier Fragen an Simone Pepping-Sattelberger


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Leider wurden alle Konzerte abgesagt, traurig, da waren wunderbare Projekte dabei. Das erzeugte zuerst ein Gefühl von Nutzlosigkeit. Kinderchorarbeit war die meiste Zeit nicht möglich, Gesangsunterricht über Zoom erwies sich als nicht nachhaltig. Zeitweise hatte ich die Befürchtung zu verblöden. Museumsbesuche vermisse ich sehr und es ist mir unverständlich, warum sich an der Wursttheke die Menschen drängeln, während das Betrachten eines Gemäldes in einer riesigen Halle als lebensgefährlich eingestuft wird.
Aber dann übernahm ich bei Gottesdiensten den Kantorendienst, die Gemeinden dürfen ja leider nicht in der Kirche singen. Das mache ich sehr gerne, es ist eine ehrenvolle Aufgabe, besonders die alten Choräle und Luther- Lieder sind ein wahrer Schatz.
Als Autorin konnte ich in dieser Zeit zwei Orgelmärchen veröffentlichen, andere Stücke folgen vielleicht. In Zeiten von Minimalmusik ist sowas ja gefragt, und das Schreiben von pädagogischen Stücken kann den Alltag durchaus füllen.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Hilfsangebote nehme ich nicht in Anspruch.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Eltern werden ihren Kindern ein Musik- oder Kunst-Studium wohl ausreden wollen.  

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Als Künstlerin erwarte ich Wertschätzung. Der Staat hat investiert in unsere Ausbildung an Musik- und Kunsthochschulen, hat uns Steuernummern verpasst. Diskussionen über „Systemrelevanz“ finde ich unerträglich in Zeiten, in denen Gewinnmaximierung das oberste Gebot und Festanstellung der höchste Gott zu sein scheint. Als qualifizierte Musiklehrerin oder Lehrer auf Honorar-Basis an Musikschulen arbeiten zu müssen ist herabwürdigend, Musiklehrer sind keine Dienstleister, sondern bilden den Nachwuchs unserer Gesellschaft. Die meisten meiner Kollegen brauchen sehr viele Honorar-Jobs, um ihre Miete zahlen zu können, von Rente gar nicht zu reden. Meine Erwartung an die Politik ist, sich darauf zu besinnen, dass nicht nur unser Zugang zu Lebensmitteln eine gute Gesellschaft bildet. Der Dienst am Menschen in Pflegeberufen und Bildungseinrichtungen sollte eine deutliche Aufwertung durch andere und deutlich bessere Konditionen erhalten.