Vier Fragen an Bernhard Sperrfechter


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Es gibt bei mir zwei Seiten: Zum einen ist da die künstlerische Arbeit vor und mit Publikum, also die komplette Live-Aktivität. Diese ist fast komplett zum Erliegen gekommen. Zum anderen bin ich aber durch meine Arbeit als Leiter der Musikschule nicht unmittelbar existenziell bedroht. Und das ist prinzipiell eine komfortable Situation. Künstlerisch habe ich die Zeit für meine laufenden Projekte genutzt, ich schließe gerade eine CD-Produktion mit der Sängerin Jutta Brandl ab und kann mich musikalisch im eigenen Studio entfalten. In der Musikschule spornt mich der digitale Wandel an, der sich momentan vollzieht. Hier kann man, wie in allen Bildungssparten, durchaus von einer Art Aufbruchstimmung sprechen.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Ich selbst benötige diese Hilfen nicht, ich weiß aber, dass die Gelder, je nach Bundesland, unterschiedlich fließen. Und ich weiß, dass dies für viele freischaffende Kolleg*innen unverständlich, frustrierend, und existenziell bedrohlich ist.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Aus meinem Blickwinkel heraus denke ich, dass wir 2022 wieder zu einer bekannten Normalität kommen, vorausgesetzt die Pandemie kann eingedämmt werden. Im laufenden Jahr werden wir immer noch mit massiven Einschränkungen zu leben haben. Ich hoffe, dass dabei nicht zu viel auf der Strecke bleibt.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Eine Neuordnung von „System-Relevanz“. Wir alle haben erstaunt festgestellt, wie stark wir uns nach Kunst, Musik und jeglicher Kultur sehnen. Und wir spüren, dass uns etwas fehlt in diesen Zeiten. Die Gesellschaft muss über die Politik definieren, wie wichtig ihr zukünftig die Bildung von Kindern und Jugendlichen ist, wie wichtig ihr zum Beispiel aber auch die Behandlung von Kranken oder der Umgang mit Menschen im Alter ist. Es wäre ein bedeutsamer kultureller Schritt, dies als Gesellschaft zu formulieren. Dann wären auch die Gelder da. Und die Digitalisierung würde sich z.B. an Schulen nicht nur auf die Ausgabe von nicht verstandenen Geräten beschränken.


Mehr zum Gitarrist Bernhard Sperrfechter