Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?
Als selbstständiger Schreiner, der viel Kontakt zur Speyerer Kulturlandschaft und zu den Künstlern der Stadt hat, stellt sich die Krise für mich ambivalent dar. Auf der einen Seite sind mir Aufträge weggebrochen, da einigen Künstlern, für die ich arbeite, einfach das Geld gefehlt hat, um die Arbeiten ausführen zu lassen. Auf der anderen Seite haben sich durch die Flexibilität, die man als Solo-Selbstständiger hat, alte Engagements wieder aktivieren lassen. Ich habe auch große Unterstützung durch eine Fülle kleinerer Aufträge erfahren, meist von Leuten, die gerade jetzt kleinere Unternehmen unterstützen wollten.
Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?
Ich habe durch meine Steuerberaterin erfahren, dass ich 2 Prozentpunkte zu viel verdient habe, um Förderung zu erhalten. Das war gerade zu der Zeit bitter für mich, weil im Sommer erfahrungsgemäß eher wenig los ist. Der Herbst war glücklicherweise deutlich "belebter".
Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?
Ich denke, dass es für alle Veranstalter schwierig ist und bleiben wird, alle Maßnahmen an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Solo-Selbstständigen in der Kulturbranche wird es kaum möglich sein, kleinere (wichtige) Veranstaltungen ohne großen Aufwand zu planen und durchzuführen. Damit wird ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft einfach unter den Tisch fallen.
Tanzveranstaltungen und kleinere Konzerte finden seit Monaten nicht mehr statt, sind aber für viele Menschen ein wichtiger Teil im gesellschaftlichen Miteinander. Meine Sorge gilt vor allem den unzähligen Firmen, die sich auf mittelgroße Veranstaltungen konzentriert haben und sehr viel Geld in Technik und Ausrüstung investiert haben. Sie haben Angestellte, die in eine ungewisse Zukunft schauen.
Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?
Ich erwarte von der Politik ab vorgestern ein Umdenken im Umgang mit der Relevanz von Kultur und Kulturarbeit. Ich erwarte eine grundlegende Debatte über die Konsumierbarkeit von Kultur sowie den Offenbarungseid, dass wir ohne Kunst und Kultur in all ihren Erscheinungsformen am besten alle ganz still sind.
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