Vier Fragen an Rob Solomon


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Ich erlebe die Zeit heiter bis wolkig. Ich kann meinen Beruf nur zur Hälfte ausüben. Während der Musikschulbetrieb mit den Schülern noch weiter läuft, je nach Verordnung als Online- bzw. Präsenzunterricht, kann ich nicht als Posaunist arbeiten, keine Konzerte spielen, nicht touren, nicht proben. 50 Konzerte, in Zahlen fünfzig, hat man mir und meinen Bandkollegen für 2020 und das Frühjahr 2021 bisher einfach ersatzlos gestrichen.
Auch Studioarbeit ist derzeit nicht möglich. Das Produzieren und Komponieren von Musik braucht die Entwicklung mit Band-Projekten, was über Online-Produktionen zwar möglich, jedoch sehr mühsam und zäh von statten geht. Üblicherweise ist das ohnehin immer eine Investition in die Zukunft. Wirkt sich also monetär, wenn überhaupt, erst Jahre später aus.
Positiv kann ich nur sehen, dass ich viel Zeit habe zu komponieren und zu texten, kreativ zu sein als Profimusiker und Musikproduzent.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Alle Hilfen sind bisher an mir vorbei geschnürt worden. Die meisten Musiker leben in einer Kombination aus Jugendarbeit/Musiklehrer und Profimusiker. Davon können alle nur in Kombination leben. Das wird von der Politik nicht berücksichtigt. Nur wer aus 80% Live-Konzerten im Jahr seinen Lebensunterhalt verdient, kann z.B. die Novemberhilfe beantragen. Das sind die wenigsten meiner Kollegen. Auch die Soforthilfe im März, die an den Betriebskosten errechnet werden sollte, war für die Kulturschaffenden, sollte sie überhaupt für diese bereitgestellt worden sein, ein totaler Ausfall. Zumindest für die Rheinland-Pfälzer. Das Nachbar-Bundesland Baden-Württemberg hat es wenigstens geschafft die Lebenshaltungskosten eines solo-selbstständigen Musikers anrechenbar zu machen.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Fast alle meiner Kollegen werden noch Jahre ihre Steuerschulden abzahlen müssen. Die Steuer-Rücklagen werden derzeit zum Überleben eingesetzt und ließen sich aufgrund der Konzertabsagen nicht einspielen. Die Anträge auf Stundungen werden sich häufen, von Rücklagen und Investitionen mal ganz zu schweigen, die es in der freien Wirtschaft als Solo-Selbstständiger nun mal dringend braucht, um langfristig im Geschäft zu bleiben. Viele werden in diesem Berufszweig nicht überlebt haben.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Ich bin aus Solidarität mit den Menschen, für die Covid-19 lebensbedrohlich werden könnte, zu Hause geblieben und habe mich strickt an die Verordnungen gehalten. Ich erwarte von der Politik nun eine seriös gemeinte direkte Solidarität mit uns Kulturschaffenden: Ausfallzahlungen für vertraglich nachweisbar abgesagte Engagements der Jahre 2020/2021. Ein Erlass der Einkommensteuer für diese Jahre könnte zumindest teilweise zur Entspannung der Existenzbedrohung beitragen.


Mehr über den Musiker Rob Solomon