Vier Fragen an Moritz Erbach


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Ich arbeite freischaffend als Musiker, Komponist und Klavierlehrer. Für mein Schaffen bedeutet das, dass der künstlerisch-kreative Teil meiner Arbeit fast vollständig ruht: keine Auftritte, keine Theatervorstellungen, keine neuen Anfragen für 2021 – da sollen dann nach Möglichkeit immerhin für dieses Jahr ausgefallene Projekte nachgeholt werden. Zum Glück darf ich immer noch unterrichten, somit kann ich zumindest einen Teil meines Einkommens weiterhin bestreiten (auch wenn mich das für Hilfsmaßnahmen des Bundes disqualifiziert). Abgesehen vom Finanziellen leide ich vor allem am fehlenden kreativen und musikalischen Austausch mit anderen – das gemeinsame Musizieren fehlt schon sehr.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Teils ja, teils nein. Die Hilfspakete vom Bund gehen leider völlig an den Lebens- und Berufsbedingungen der freien Szene, vor allem der Solo-Selbständigen vorbei. Dass die einzelnen Bundesländer dann noch völlig unterschiedliche Maßnahmen auf den Weg gebracht haben, macht die Sache auch nicht einfacher oder gerechter. Während des ersten Lockdowns gab es in Baden-Württemberg zum Beispiel eine relativ gut zugängliche Soforthilfe für Künstler, während in Rheinland-Pfalz weiterhin auf Alg II verwiesen wurde. Schnelle und unbürokratische Hilfe kam erstmal nur von der Stadt Speyer in Form einer Soforthilfe von Speyer.Kultur.Support. Später wurde ich noch von einem Kollegen auf ein Projektförderungsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz aufmerksam gemacht; mein dort eingereichtes Projektkonzept wurde auch schnell angenommen und mit einem Stipendium gefördert – das hat also wiederum sehr gut funktioniert.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Ich glaube, dass wir die Auswirkungen noch sehr lange spüren werden, auch nach der Pandemie. Die Vielfalt wird deutlich geringer sein, da viele Kulturschaffende und Veranstalter diese Zeit wirtschaftlich nicht überstehen und sich umorientieren werden. Da niemand absehen kann, wie und wann es mit öffentlichen Veranstaltungen weitergehen wird, gibt es auch keinerlei Planungssicherheit und damit verbunden natürlich weniger Anfragen bzw. Aufträge. Ein positiver Effekt ist, dass sich zahlreiche Verbände und Initiativen bilden, um den freien Kulturschaffenden Gehör zu verschaffen. Dass hier bisher eindeutig eine Lobby fehlte, haben die Soforthilfen des Bundes schmerzlich klar gemacht.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Ich würde mir in der Politik vor allem eine Haltung wünschen, die Kultur nicht wie ein Luxus- oder Konsumgut sieht und behandelt, sondern als essenziellen Teil menschlichen Lebens und Wirkens begreift.