Vier Fragen an Nicole Schneider


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Als absolut entschleunigend. Zu Beginn war der Verlauf unvorstellbar. Nach anfänglicher Schockstarre mussten wir recht schnell umdenken und weiterdenken. Ein Theater ohne Publikum ist deprimierend, jedoch läuft der Betrieb hinter der Bühne uneingeschränkt weiter. Mit gleichem Personalaufwand fallen neue Aufgaben an, die erledigt werden müssen: Hygienekonzepte und deren Einhaltung, Geldbeschaffungsmaßnahmen, Content Management, Streaming und Zoom-Meetings und vieles mehr. Es gibt unendlich viel zu tun. Bei aller Not ist die gewonnene Zeit ein Geschenk.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Nur bedingt. Wer an der Quelle sitzt, gut vernetzt ist und weiß, wie und wo Gelder zu beantragen sind, hat eine Chance durchzukommen. Leider konnten sich viele Schauspieler und Musiker aus unserem Kreis bisher nicht um die Geldbeschaffungsmaßnahmen  kümmern. Man hat sie von heute auf morgen ins eiskalte Wasser geworfen. Die Rettungsboote sind nur bei den wenigsten angekommen! Viele fallen durchs Raster und gehen leer aus. Wer kein zweites oder drittes Standbein hat, hat gelitten.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Verheerend. Theater müssen um jeden Euro kämpfen, bestehende Vereinbarungen werden verschoben, bzw. mir nix dir nix abgesagt. Die Zahl der Kulturschaffenden wird geringer werden. Bestimmt gibt es eine Zukunft, jedoch weiß keiner so recht, wie diese aussehen wird. Die finanzielle Unterstützung muss gewährleistet sein! Digitalisierung ersetzt kein Theater! Es steht noch nicht fest, woher die fehlenden Eintrittseinnahmen und die Ausfallhonorare kommen sollen. Die bisherige Kulturszene wird in die Geschichte eingehen.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Dass bitte schön auch die kleinen freien Theater Beachtung und Unterstützung bekommen, dass bitte auch die Provinz in RLP Beachtung findet und nicht der Löwenanteil in der Hauptstadt bleibt. In Sachen Kultur würde es mich sehr freuen, wenn die Politik klare Kante zeigen würde. Vor allem sollte die Not der Veranstaltungsbranche wahrgenommen werden. Die früheren Umsätze der Branche sprechen für sich. Sollten unsere Kollegen ihre Arbeit verlieren, sofern nicht bereits geschehen, dann bitte sehr gute Umschulungsprogramme schaffen, für alle, die es betrifft.


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