Das unerschrockene Wort


Der Literaturpreis „Das unerschrockene Wort“ wird im Andenken an das Wirken Martin Luthers vergeben
Der Literaturpreis „Das unerschrockene Wort“ wird im Andenken an das Wirken Martin Luthers vergeben


Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten vergeben, die gemäß den Statuten „in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass, aber auch beispielhaft über einen größeren Zeitraum hinweg, in Wort und Tat für die Gesellschaft, Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten“ haben.

Jede der 16 Lutherstädte hat die Möglichkeit eine Kandidatin oder einen Kandidaten aus dem In- oder Ausland vorzuschlagen, wobei die Bürger*innen ebenfalls mit einbezogen werden. Aus diesen ermittelt die Jury, bestehend aus Vertreter*innen der Städte und sechs weiteren Personen des öffentlichen Lebens, die gemeinsame Preisträgerin bzw. den gemeinsamen Preisträger.

Bisherige Preisträger*innen:

  • Heinz J. Ostermann, Prof. Dr. Jens-Christian Wagner (2025)  

Der Bund der 16 Lutherstädte hat in seiner Jurysitzung am 29. November 2024 in Augsburg einstimmig beschlossen, den Preis „Das unerschrockene Wort“ im Jahr 2025 an zwei Preisträger zu vergeben, die sich durch ihr Engagement gegen Rechtsextremismus auszeichnen. Den Preis teilen sich Heinz J. Ostermann, Buchhändler im Berliner Stadtteil Neukölln, und Prof. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar. Die Verleihung des 15. Lutherpreises findet am 28. März 2025 statt. Dann werden die beiden Preisträger die Auszeichnung in der Friedensstadt Augsburg entgegennehmen.

  • Zarifa Ghafari (2023)  

Afghanische Frauenrechtlerin, die als muslimische Frau einen anderen Weg geht und somit auffällt. Sie wird heimlich unterrichtet, ist später das einzige Mädchen in einer Schule, geht zum Studieren nach Indien und bewirbt sich schließlich auf die ausgeschriebene Stelle eines Bürgermeisters und wird angenommen. Von nun an wird sie angefeindet und am Ausüben ihres Berufes gehindert. Sie setzt sich trotz allem von Kabul aus für die Frauenrechte in ihrer Provinz ein, bis sie im Jahr 2021 um ihr Leben fürchten musste. Sie hat Afghanistan mit ihrer Familie verlassen können und kämpft nun von Deutschland aus weiter.

  • Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa (2021)
    Weißrussische Bürgerrechtlerinnen, Anführerinnen der landesweiten Opposition gegen den unter höchst zweifelhaften Umständen wiedergewählten Präsidenten Alexander Lukaschenko. Inzwischen musste Zepkalo nach Polen fliehen, Tichanowskaja befindet sich im Exil in Litauen, Kolesnikowa wurde inhaftiert.
  • Seyran Ateş (2019) 
    Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin. Die 55-jährige Berlinerin mit türkisch- kurdischen Wurzeln kämpft für die Rechte muslimischer Frauen, für einen liberalen Islam und gegen politisch-religiösen Extremismus in Deutschland und Europa. 
  • Horst und Birgit Lohmeyer sowie an Markus und Susanna Nierth (2017) 
    für ihr zivilgesellschaftliches Engagement. Die Ehepaare Nierth und Lohmeyer stehen mit ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement beispielhaft für den Kampf gegen demokratiegefährdende und rechtsextremistische Strömungen in Deutschland, den sie trotz andauernder Anfeindungen und Bedrohungen fortführen.
  • Mazen Darwish und das Syrische Zentrum für Medien und Meinungsfreiheit (2015)
    syrischer Rechtsanwalt und Journalist, Präsident des 2004 gegründeten „Center for Media and Freedom of Expression (CMFE)“, 2008 verhaftet, 2015 Freispruch
  • Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ (2013)
    gegründet 2010 anlässlich eines rassistisch motivierten Überfalls auf einen Regensburger Barkeeper, Informationsbroschüren, Aufkleber in 199 Regensburger Lokalen
  • Dimitrij Muratow und das Redaktionsteam von „Nowaja Gaseta“ (2011)
    1993 Mitbegründer der Zeitung „Nowaja Gaseta“, Chefredakteur, kritische Berichterstattung zur russischen Politik, Mitarbeiter der Zeitung wurden verfolgt, verletzt und ermordet (u.a. 2006 Anna Politkowskaja), 2015 Einstellung der Papierausgabe
  • Andrea Röpke (2009)
    Politologin und Journalistin, Auszeichnung für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus, zahlreiche Reportagen über die rechte Szene, VVN-Mitglied, Sachverständige im NSU-Untersuchungsausschuss
  • Emel Zeynelabidin (2007)
    Muslimin, Vater Gründer von Mili Görüs (IGMG) in Deutschland, Mitbegründerin von islamischen Kindergärten und einer Grundschule in Berlin, legte im Zuge des Kopftuchstreits 2005 ihr Kopftuch ab, Kritik an patriarchalen Religionsstrukturen
  • Stephan Krawczyk (2005)
    Liedermacher und Autor, DDR-Dissident, 1985 Austritt aus der SED, Berufsverbot, Verhaftung und Abschiebung 1988
  • Gertraud Knoll (2003)
    evangelische Theologin, 1994 erste Superintendentin Österreichs im Burgenland, Engagement gegen Rechtspopulismus und für ein Sozialvolksbegehren, SPÖ-Mitglied
  • Uta Leichsenring (2001)
    Polizeipräsidentin von Eberswalde, Auszeichnung für Zivilcourage im Kampf gegen Rechtsextremismus
  • Hans Küng (1999) 
    katholischer Theologe, 1960 bis 1996 Professor an der Universität Tübingen, bis 2013 Präsident der Stiftung Weltethos, 1979 Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis wegen seiner Kritik am Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit
  • Richard Schröder (1996)
    Evangelischer Theologe und Philosoph, 1977 bis 1990 Dozent am Katechetischen Oberseminar Naumburg und am Sprachenkonvikt Berlin, 1991 bis 2008 Professor an der Humboldt-Universität Berlin, SPD-Mitglied.