Marie Rapp wurde 1886 in eine Speyerer Arbeiterfamilie geboren. Ungewöhnlich für die Zeit war, dass ihr Vater seine Tochter bei ihrer politischen Karriere unterstützte. Marie heiratete Karl Wolf, einen Arbeiter bei der BASF und bekam zwei Kinder. Sie wohnte in der Fischergasse 8. Neben ihrem Beruf als Zigarrenarbeiterin begann sie sich politisch zu engagieren.
Während des 1. Weltkrieges war sie eine der Mitinitiatorinnen der Walderholung. Als im Jahr 1920 die ersten Wahlen des Stadtrates nach Einführung des Frauenwahlrechts stattfanden, gelang ihr der Einzug in den Stadtrat. Sie war mit 33 Jahren die erste sozialdemokratische Stadträtin und zusammen mit Luise Brehm unter 30 Männern in der Minderheit. Von 1924 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten war sie die einzige Frau im Speyerer Stadtrat. Als Gewerkschafterin setzte sie sich für die Belange von Arbeiter*innen ein. 1920 war sie Mitbegründerin der AWO. Ab 1930 war sie Bezirksleiterin des Tabakarbeiterverbandes Baden-Pfalz. 1933 beendete die Machtergreifung der Nationalsozialisten ihre politische Karriere und ihr soziales Engagement. Sie wurde gezwungen, ihr Amt als Stadträtin niederzulegen und floh aus Angst vor politischer Verfolgung nach Norddeutschland. 1944 verstarb sie nach einer schweren Operation in Heidelberg. Ihre Tochter überführte ihren Leichnam nach Speyer, wo sie beigesetzt wurde.
Autorin: Katharina Müller
Historisches Rathaus, Maximilianstr. 12
Der spätbarocke Bau wurde zwischen 1712 und 1726 von Johann Adam Breuning erbaut. Es steht an der Stelle, an der zuvor die ehemalige städtische Kanzlei betrieben wurde, die allerdings beim Stadtbrand von 1689 zerstört wurde. Die Besonderheiten sind der historische Ratssaal im Stil des Rokoko und das ehemalige Stadtarchiv, das heute als Trausaal dient.