Ilse Wendel wurde am 16. Juni 1926 in Landau geboren. Nach dem Abschluss der Volksschule in Landau finanzierte die Familie ihrer Tochter Ilse unter Entbehrungen den Besuch der Mädchenoberschule. Ihre Jugendjahre waren durch den Krieg geprägt. Im September 1944 musste sie die Schule verlassen und wurde zu Schanzarbeiten im Saargebiet eingesetzt. Bei einem schweren Luftangriff am 16. März 1945 wurde ihr Elternhaus in Landau zerstört, beide Eltern und ihr dreijähriger Bruder kamen ums Leben.
Im April 1946 holte Ilse Wendel ihre Reifeprüfung nach. Ihr Berufswunsch war Lehrerin, dies ließ sich aber aufgrund der Zeitumstände nicht verwirklichen. Sie wurde im Mai 1946 Gemeindehelferin in Landau und verdiente drei Jahre lang den Lebensunterhalt für sich und ihre jüngere Schwester. Seit ihrer Kindheit war Ilse der evangelischen Jugendarbeit in der Stiftskirche verbunden. 1947 nahm sie als Delegierte der Evangelischen Jugend der Pfalz an der Weltjugendkonferenz in Oslo teil. Sie trat am 3. Januar 1950 in die Schwesternschaft der Diakonissenanstalt Speyer ein und legte 1951 das Gemeindehelferinnenexamen ab. Es folgte eine Ausbildung zur Krankenschwester. Im September 1954 wurde sie als Diakonisse eingesegnet und gleichzeitig in das Amt einer Probemeisterin eingeführt. In dieser Funktion war sie zuständig für die jungen Probeschwestern, denen sie das Leben der Diakonissen nahebringen sollte. Im Oktober 1956 wurde die Dreißigjährige bereits Stellvertreterin der Oberschwester Else Krieg.
1973/74 machte Schwester Ilse eine Ausbildung zur Pfarrdiakonin und wurde im September 1974 ordiniert. Seit 1976 wirkte sie als Oberschwester der Diakonissenanstalt Speyer. In die Zeit ihrer Tätigkeit, die sie vom Mutterhaus aus in der Hilgardstraße 26 versah, fielen zahlreiche Neu- und Erweiterungsbauten, u.a. die Einrichtung des Hospizes im Wilhelminenstift 1996 als erstes stationäres Hospiz in Rheinland-Pfalz.
Im April 1997 ging Schwester Ilse Wendel in den Ruhestand und starb am 7. Juli 2015 im Alter von 89 Jahren in Speyer.
Autorin: Dr. Gabriele Stüber
Diakonissenmutterhaus, Hilgardstr. 26
Im Jahr 1881 spendete Heinrich Hilgard 10 000 Mark zum Neubau des Diakonissenhauses. Hilgard war nach seiner Auswanderung in die USA zu Wohlstand gekommen.
Das Richtfest fand am 14. Juni 1884 statt und vier Wochen später erfolgte die Grundsteinlegung in Anwesenheit von Heinrich Hilgard. Zu Ehren von Hilgards Mutter und deren Schwester erhielt das Haus den Namen „Elisabeth-Anna-Haus“. Am 21. Januar 1885 folgte die feierliche Einweihung des neuen Mutterhauses.