Franziska Möllinger wurde am 14. März 1817 in Speyer geboren, als zweites Kind des Uhrmachers David und Rosina Möllinger geb. Ficht. Ihr Geburtshaus war vermutlich Maximilianstr. 10, das spätere Sterbehaus des Vaters (1834). Danach wanderte die Familie in die Schweiz aus; bis zum Tod der Mutter (1839) lebten vermutlich alle zusammen. In jenem Jahr wurde das neue Photografie-Verfahren der Daguerreotypie der Öffentlichkeit übergeben.
Franziska schloß sich zeitlebens eng an den älteren Bruder an, der Mathematik und Physik lehrte. Ab 1842 unternahm sie Fahrten und Wanderungen, auf denen sie daguerreotypierte. – Sie ist vermutlich die erste Photographin überhaupt! Für Aufnahmen in Speyer selbst ist sie gleichfalls sehr früh belegt. 1844 gab sie Mappen mit daguerreotypierten Schweizer Ansichten heraus. Auch Porträts nahm sie auf, in ihrer Wohnung oder beim Kunden selbst.
Über ihr weiteres Leben weiß man nur wenig. 1868 übersiedelten die Geschwister nach Zürich, wo sie ein privates schulisches Vorbereitungsinstitut eröffneten, 1872 ein solches in Fluntern. Am 26. Februar 1880 starb Franziska Möllinger nach längerer Krankheit an Lungenschrumpfung. Sie wurde vermutlich Opfer einer frühen Berufskrankheit (Quecksilberdämpfe).
Diese Frau, deren Aussehen bis heute unbekannt blieb, arbeitete in einem technisch aufwendigen Männerberuf, war zudem eine der ersten Reisephotographen. In allen einschlägigen Werken zur Geschichte der Photographie ist der Name der Pionierin Franziska Möllinger zu finden. Sollte er nicht auch in der Geburtsstadt der ersten Photographin wieder bekannter werden – vielleicht durch die Benennung einer Straße?
Autorin: Katrin Hopstock
Maximilianstraße 10
Vor 1689 standen hier zwei Häuser, eines davon eine Apotheke. Nach 1714 wird das heutige dreigeschossige Anwesen erbaut, das einige Jahre später an den Stadtrat und Metzgermeister Johann Adam Weiß geht. 1750 heiratet eine seiner Töchter den Metzgermeister und späteren Stadtrat Friedrich Christoph Freytag. In seiner Familie bleibt das Haus 135 Jahre. In diese Zeit fällt auch der Aufenthalt der Familie Möllinger. 1862 wiederum an einen Metzger veräußert, wird das Anwesen Anfang der 1870er Jahre an den Kaufmann Franz Wilhelm Riegler verkauft; er eröffnet hier nach einem Umbau ein „Manufaktur- und Modewarengeschäft“. Seine Erben vermieten die Geschäftsräume unter anderem 1911 an den Kaufmann Herbert Oettinger, der das Geschäft in „Kaufhaus am Dom“ umbenennt. Nach 1918 gelangt das Haus in Staatsbesitz. 1935 teilt man die Geschäftsräume in zwei Geschäfte auf. 1963 erwirbt die Familie Schlosser das Anwesen, baut um und eröffnet im August 1964 als Café, das mittlerweile in dritter Generation geführt wird.